Nach dem Frühstücksespresso geht es für die meisten erstmal
zur Arbeit, wer nun denkt das jetzt bis zur Mittagspause malocht und geschuftet
wird, der liegt vollkommen…falsch. Denn
es ist natürlich auch wichtig einen Smaltalk mit seinen Arbeitskollegen zu
pflegen, und wie geht das am besten? Natürlich mit einem Espresso! Also geht es
für viele zwischen 8:00 und 10:00 Uhr nochmals in die Bar oder in die
firmeninterne Cafeteria bevor man auch nur einen Doll getan hat. Nicht jeder
Angestellte kann sich so einen lässigen Arbeitsstart leisten, als
Perfektionisten des Fachs stehen die Angestellten der Ämter, Krankenhäuser,
Polizei, Politiker und einige weitere Berufsklassen in der Kritik der wahren
Arbeiterklasse, denn dieses Ritual wird fast im 2 Stundentakt praktiziert.
Ja ist das denn nicht dolce Vita? Natürlich ist das dolce
Vita, aber auf Kosten von anderen. Da hätte ich persönlich ein schlechtes
Gewissen bei, aber viele staatliche Bedienstete sehen das ganz anders, das ist
so und soll auch so bleiben, denn dolce Vita heißt ja nicht das man sich alt
und grau arbeiten soll, nein, das Geld nimmt man gerne, die Arbeit lässt man
ebenso gerne liegen oder vermeidet sie. Sind die Italiener deswegen faul? Nein,
viele schuften von früh bis spät für ein Appel und ein Ei wie man in
Deutschland dazu sagen würde, aber In
diesem Punkto treffen sich zumindest die
Vorstellungen von Dolce Vita aus der
italienischen sowie deutschen Perspektive. Lässige Arbeitszeiten, kein Stress,
immer wieder mal ne Kaffeepause und das am besten noch mit guter Bezahlung und
unkündbar.
Zu diesem Thema habe ich dann prompt noch eine kleine
Lebenserfahrung die ich in einem italienischen Konsulat erleben durfte und die hier gut rein passt. Das Büro für Anmeldungen im Ausland sollte
von 9:00 bis 12:00 Uhr geöffnet sein, von 9 bis 10 ist erstmal keiner in der
Botschaft erschienen, ca.20 Personen sammelten sich in dieser Zeit vor dem
Bürozimmer. Um kurz nach 10 erschien der Konsulatsangestellte und verschwand in
seinem Büro. Jetzt müsste man denken er kommt nach wenigen Minuten wieder raus und
bittet den Ersten zu sich hinein, aber nein, es vergingen ca. 20 Minuten, es
war bereits 10:30 Uhr und 50% der zur Verfügung stehenden Bürozeit war bereits
ins Land gezogen. Nun ergriff einer der ersten wartenden die Initiative nachdem
er sich gut 10 Minuten in einem Selbstgespräch aufgebracht beschwerte und
klopfte an die Tür, öffnete diese und erhielt prompt eine Ansage des
Konsulatsangestellten dass er bitte die Tür schließen und darauf warten soll das er herein gerufen
wird. Die Zeit tickte weiter und um 11 Uhr schaute der Beamte vor die Tür und
sagte genervt, der erste bitte. Der Mann der um 10:30 Uhr einen Versuch wagte
stand auf und sagte dem Beamten dass es eine Unverschämtheit sei so spät zu erscheinen und die ganzen Leute so
lange warten zu lassen. Aufgebracht schloss der Beamte erneut die Tür, öffnete diese
wieder und sagte rotz frech, jetzt mache ich erstmal eine Kaffeepause, und
sollte es weitere Proteste geben würde das Büro geschlossen bleiben.
Sie können sich vorstellen was für ein Geraune und
Geschimpfe seinen Anfang nahm, ungeachtet dessen verschwand der Konsulatsangestellte
mit einem arroganten hochnäsigen Blick. Gute 10 Minuten später kam er zurück
und fragte ob wir uns beruhigt hätten oder ob er gleich das Büro abschließen
soll… kann man sich sowas gefallen lassen? Viele wirkten eingeschüchtert, ich
dagegen war jetzt erst richtig aufgebracht, von einem Staatsbediensteten
erpresst werden? Nein, das lasse ich nicht durchgehen, ich stand auf, trat an
den Beamten heran und sagte ihm das es seine Pflicht sei alle hier wartenden in
den kommenden 45 Minuten abzuarbeiten, denn dafür zahlen wir mit unseren Steuern
sein Gehalt. Die Masse applaudierte und der Beamte gab kleinlaut nach um eine
Revolte zu verhindern. Dieses Beispiel verdeutlicht wie gelassen einige italienischen
Staatsbedienstete ihren Job wahrnehmen. In solchen beruflichen Positionen kann
man von Dolce Vita für den Beamten reden, für alle Wartenden war das allerdings
ein Beispiel für Vita Amara, also dem
bitteren Leben.
Dieser Artikel gehört zu einer Serie an Artikeln um das Geheimnis der Dolce Vita zu ergründen. Den Anfang findet man hier: Dolce Vita, auf derSuche nach dem italienischen Lebensstil
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