Sonntag, 10. Januar 2016

Über mediterrane Diät und Streetfood



Die mediterrane Diät gilt als wichtiges Kernstück der EXPO2015, die Streetfoodbewegung ist die Antwort einer authentischen Gesellschaft. Mit Blick auf die derzeitige EXPO 2015 in Mailand, die als Hauptthema die Ernährung unseres Planeten innehat, habe ich mir Gedanken über einen Artikel gemacht der den Zeitgeist unserer jetzigen Gesellschaft wiederspiegelt. Die mediterrane Diät gilt als wichtiges Kernstück der EXPO 2015, zu diesem Thema wurde eigens der „Bio Mediterraneum Cluster“ ein eigener Pavillon errichtet. Ich möchte das Thema mit der gegenwärtigen Streetfood-Bewegung auf den Prüfstand stellen und ergründen ob uns hier nicht ein Stück heile Welt verkauft werden soll.

Vorab sollte ich erst einmal die zwei Begriffe „mediterrane Diät“ sowie „Streetfood“ definieren, nicht jeder weiß worum es hier geht, und bevor ich meinen persönlichen Senf zu diesem Thema abgebe, möchte ich Gewissheit haben das auch alle Leser meinen Standpunkt verstehen werden.
Die mediterrane Diät ist ein Ernährungsmodell das von den Ländern Italien, Griechenland, Spanien und Marokko praktiziert wird. Es handelt sich hierbei um die Auswahl spezieller Lebensmittel die im Mittelmeerraum häufig Verwendung finden. Kernstück dieser „Lebensphilosophie“ ist Gemüse, Obst, Fisch, Knoblauch, Olivenöl, geringe Mengen an rotem Fleisch und ein tägliches Glas Rotwein. Der mediterranen Diät wird nachgesagt das sie für eine höhere Lebenserwartung in diesen Ländern verantwortlich ist und ein Grundpfeiler der südländlichen Lebensqualität sei.


Streetfood ist ein Ausdruck für Speise und Trank die man an einem fahrbaren oder einem festen Verkaufsstand auf einem Markt erwerben kann. Hierbei handelt es sich im eigentlichen Sinne um eine Zwischenmahlzeit die sozusagen auf der Straße konsumiert wird.  Streetfood ist von Region zu Region individuell und einzigartig und sollte nicht mit Fastfood verwechselt werden, denn Streetfood kann auch gesund und nahrhaft sein. Streetfood erhielt in den letzten Jahren einen regelrechten Boom in Italien und auch in Deutschland ist das Thema sprichwörtlich in aller Munde.  In Trapani auf Sizilien findet jährlich Ende Juli die Stragusto statt, ein Fest auf dem 3 Tage lang ausschließlich Streetfood zelebriert wird und auch in Deutschland boomen die Streetfood Festivals.

Kommen wir zurück zum Thema EXPO 2015, wieso hat man dem Streetfood eigentlich keinen eigenen Pavillon gewidmet? Vielleicht weil der Streetfood dort auch ohne Pavillon seine ständige Präsenz  an der sogenannten „Fressmeile“ anbietet? Es ist doch bemerkenswert das laut einer Studie der FAO aus dem Jahre 2007 gut 2,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten täglich, ja ich betone täglich, Streetfood konsumieren. Es wäre doch eigentlich im Sinne des EXPO Thema einen eigenen Pavillon nur für Streetfood anzubieten, immerhin lautet doch das Motto „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“. Wäre es zu abwertend gewesen dafür eigens einen Pavillon zu errichten?  Naja Streetfood klingt nicht so toll wie mediterrane Diät, das könnte man mit  Ballermann und Dolce Vita vergleichen, aber das liegt nur daran das viele mit dem Begriff Streetfood nicht viel anfangen können.

Den Planeten ernährt derzeit  jedenfalls zu über 50% der Streetfood, ein weiterer großer Teil dürfte der Kategorie Fastfood zum Opfer fallen, aber wie viele Menschen  zelebrieren denn wirklich die Mediterrane Diät? Ich denke dass wir hier auf keine 100 Millionen Menschen kommen werden. Auch wenn es sich hierbei um ein klassisches Ernährungsmodell handelt das typisch italienisch ist, können sich realistisch gesehen immer weniger Menschen diesen Luxus gönnen. Nicht nur weil die Zutaten immer teurer werden,  sondern aus Zeitmangel!  In einer Welt in der die Uhren immer schneller zu ticken scheinen kann sich selbst Italien, diesen Luxus, der einmal zum Standard gehörte, nicht mehr leisten. Wenn wir von mediterraner Diät reden, dann reden wir von einem theoretisch aussterbenden Ernährungsmodell. Der Expo Pavillon ist sozusagen schon fast ein Museum in dem ausgestorbene Tierarten präsentiert werden.  Die Ironie des ganzen offenbart sich erst dann wenn man schaut wer zu den Hauptsponsoren der EXPO 2015 gehört, bei Namen wie Mc Donalds denke ich an alles andere als an eine Mediterrane Lebensweise. Natürlich ist die Mediterrane Diät bzw. Lebensweise erstrebenswert, gesund und auch extrem lecker, aber machen wir uns nichts vor, dieser Luxus wird in Zukunft nur noch auf den Tellern der Superreichen in Sternerestaurants zu haben sein wenn wir nicht die Probleme unserer jetzigen Gesellschaft erkennen.  Zeitdruck und Zeitmangel!




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